Die Corona-Pandemie ist „die Stunde der digitalen Medizin“ meinen zumindest Jörg Debatin und Henrik Matthies im Tagesspiegel. Einen Grund dafür sehen sie in der Notwendigkeit von innovativen Lösungen um das auf die Probe gestellte Gesundheitssystem zu entlasten. Digitale Gesundheitsapps können bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie eine entscheidende Rolle spielen. In diesem Beitrag werden drei unterschiedliche Ansätze vorgestellt, die versuchen mithilfe digitaler Apps auf gesundheitsbezogene Probleme zu reagieren: Tracing-Apps, digitale Entscheidungshelfer, und Apps für die Patientenversorgung.

Tracing-Apps sollen helfen die Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 nachzuvollziehen. Durch das Verstehen der Ausbreitungswege erhofft man sich zudem genauere Erkenntnisse über die Möglichkeiten der Eindämmung. Einige Anwendungen setzen dabei auf Tracking per GPS. Studien zu den Ansteckungswegen haben jedoch nahegelegt, dass insbesondere körperliche Nähe zur Ausbreitung der Infektion beiträgt. Schmierinfektionen durch Oberflächenkontakt gelten als weniger wahrscheinlich. Daher setzen Tracing-Apps inzwischen vermehrt auf Bluetooth-Daten, die Aufschluss über die Nähe von mobilen Endgeräten und deren Besitzer*innen erlauben sollen. So arbeiten Google und Apple beispielsweise derzeit an einer gemeinsamen Bluetooth-Lösung. Auch die deutsche Bundesregierung kooperiert mit SAP und der Telekom zum Zweck der Bereitstellung einer bluetoothbasierten Tracing-App.

Digitale Entscheidungshelfer sollen das Gesundheitssystem entlasten, indem sie Menschen auf digitalem Weg Hilfestellungen beim Fällen von Gesundheitsentscheidungen anbieten. Zum Ersten ermöglichen sie gesundheitlichen Rat, ohne das Haus verlassen zu müssen und sich einem erhöhten Infektionsrisiko auszusetzen. Zum Zweiten sollen Patientenströme auf diesem Weg effizienter behandelt werden können. Mithilfe eines digitalen Fragebogens können Personen individuelle Gesundheitsinformationen einholen, um Handlungsempfehlungen zu erhalten. So sollen sie befähigt werden Entscheidungen unabhängig vom direkten ärztlichen Rat zu treffen. Damit sind die Gesundheitsapps kein Äquivalent für eine richtige ärztliche Diagnostik und ein Arztbesuch im Krankheitsfall bleibt unerlässlich. Vielmehr sollen dadurch die professionellen Versorgungswege entlastet werden. Mit der Anwendung CovApp bietet etwa die Berliner Charité einen solchen gesundheitlichen Entscheidungshelfer zu Covid-19 an.

Apps für die Patientenversorgung im Stil digitaler Tagebücher sind nicht völlig unbekannt. Diabetiker*innen und Krebspatient*innen stehen solche Anwendungen z.B. schon länger zur Verfügung. Die Apps dienen dem Tracking der eigenen Gesundheitsdaten und damit der eigenen gesundheitlichen Situation. Gleichzeitig können diese Daten an Gesundheitsakteure weitergeleitet werden, die daraufbasierend auf digitalem Wege Behandlungsentscheidungen treffen können. Inzwischen gibt es solche Apps auch für die durch Sars-CoV-2 ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19. Ein Beispiel hierfür ist die Cankado Covid-19 Caregiver App dar. Die App richtet sich sowohl an Patient*innen, als auch an medizinisches Fachpersonal und ist in der EU bereits offiziell als Medizinprodukt eingetragen.

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